Ein Top-Kletterurlaub in völlig neuen Gefilden. Mit der wichtigen Empfehlungsliste von Nils - ausgewiesener Gebietskenner - im Gepäck, haben wir Freitag nach Schulschluß die doch sehr lange (> 1.200 km) Anfahrt in Angriff genommen. Es hat sich gelohnt: tolle Felsen, teilweise wirklich überzeugende Routen, super Zeltplatz und eine irres Setting drum herum.
In der ersten Woche war es sehr heiß (wie wohl überall), in der zweiten Woche hat sich das Ganze normalisiert und die Temperaturen waren durchaus kletterfreundlich.
Geklettert sind wir meist am Nachmittag an den Ostwänden. Alle Felsen sind bequem mit dem Fahrrad zu erreichen - mal was Neues und ein echter Pluspunkt. Um so länger die Anfahrt zum Einkaufen, vor allem wenn man Wert auf echtes französisches Supermarkt-Feeling legt. Das gibt es erst im eine Autostunde entfernten Millau. Wir haben uns dann doch in den - möglicher weise etwas teuereren - lokalen Tante-Emma-Läden versorgt.
Die Umgebung ist faszinierend. Sehr dünn besiedelt, sehr weit auf der Hochebene und sehr spektakulär in der Schlucht selbst. Kein Shopping - dafür Natur pur. Garniert mit ganz spezieller Tierwelt. Am markantesten ohne Frage die allzeit präsenten Geier. Wenn man's mal weiß, sieht man sie ständig irgendwo Fliegen. Ganz weit oben, aber auch sehr hangnah, rund um die Kletterfelsen.
Die beeindruckenden Vögel wurden in den 80er Jahren hier wieder angesiedelt. Mit großem Erfolg, die Population zählt an die 2.000 Tiere. Man fragt sich natürlich von was die Leben. Ein ausführlicher Ruhetags-Besuch im Geier-Infozentrum in der benachbarten Jonde-Schlucht bringt uns, neben vielen weiteren spannenden Fakten, die Antwort: Sie fressen tote Schafe, die einfach liegen gelassen werden. Angeblich gibt es Millionen Schafe in der Gegend. Seltsamerweise haben wir keine gesehen - im Gegensatz zu den Geiern.
Das Klettern ist geprägt von sehr attraktiven und sehr langen Ausdauerrouten. Teilweise deutlich über 30m, wir haben uns sogar in Millau ein 80m Seil gekauft. Senkrecht bis leicht überhängende Kletterei dominiert, aber es gibt auch steiles im Angebot. Außergewöhnlich auch die Qualität der leichteren Routen im 6a- bis 6b-Bereich und das ist wahrlich nicht in jedem Gebiet so.
Es gibt einige große Wände mit vollem Spektrum, aber auch spezielle Spots mit nur wenigen oder nur schweren Routen. Jeder findet was er mag. Viele beeindruckende Wände sind an Pfingsten zu sonnenexponiert. Durch früh antreten vielleicht zu umgehen, aber wer will das schon?
Man könnte sich hier klettersportlich also durchaus auch schon früher im Jahr oder im Spätherbst vergnügen. Ob dann allerdings das Urlaubsfeeling noch das gleiche ist, bleibt zu hinterfragen. Wir haben es echt genossen: Campsite direkt am Fluß, perfekte Badetemperaturen im und ausserhalb des Wassers, gemütliches Seight-Seeing, laue Sommerabende und eine sympathische Bar im nahegelegenen Örtchen Les Vignes.