Autour du Mont Ventoux

Südfrankreich, Provence - traumhafter Landstrich mit gigantischem Felsangebot und Klettermöglichkeiten ohne Ende.

Über 20 Jahre waren wir da nicht mehr, eigentlich kaum zu glauben. Nach vielen Aufenthalten, insbesondere in Buoux und Verdon, Ende der 80er und Anfang der 90er, kam die Phase mit viel Arbeit, Nachwuchs und kürzeren Urlauben und der Kletterhorizont reichte plötzlich nur noch bis zum Gardasee.

Der Pfingsturlaub 2015 also, als eine Art Revival. Und zwar eines sehr gelungenen. Eigentlich wollten wir, wie im Vorjahr, in die Tarn und auf dem Weg noch bisschen was anderes anschauen. Die Wahl war auf Klettern in Saint Leger und campen in Entrechaux gefallen. Beides erwies als so perfekt, dass jede Motivation zur Weiterreise sofort im Keim erstickt war.

Cora vor dem omnipräsenten Mont Ventoux

Camping Les 3 Rivieres - gut, günstig, unkompliziert und mit ganz speziellem Bäckerservice: die Croissants lagen beim Aufstehen schon auf dem Tisch

dazu tolle Umgebung mit Fluß und viel Natur drum rum

Entrechaux: klein, verschlafen und mit viel südfranzösischem Flair

Urs und ich hätten wahrscheinlich alle Klettertage in den Sektoren Face Nord und La Baleine im Toulurenc-Tal zugebracht, angesichts der Vielzahl und Vielfalt der hier gebotenen Aufgaben. Von sloppigen, fast granitartigen Wandklettereien, über nicht enden wollende Wahnsinnssinter bis hin zu spektakulären 2.-Etage-Abschluss-Überhängen, die das 70m Seil komplett fordern, ist wirklich alles geboten. Dazu, insbesondere in La Baleine eine irres Angebot an ganz steilem Gelände (was uns ja nicht so liegt).

La Baleine von gegenüber; Wahnsinnsplatz mit überragenden Routen

Urs mit vollem Einsatz am Face Nord von Saint Leger

Aufwärmkante in La Baleine

Yvonne's Drang zu Neuem und Abwechslung hat uns dann doch auch noch an andere Gebiete geführt. Venasque, mit einer 3/4tel Stunde Anfahrt am weitesten weg, bot den stärksten Kontrast zum Saint-Leger-Kalk. Eine Art Kalksandstein mit, auf den ersten Blick, etwas seltsam anmutenden Querstrukturen. Lässt sich aber super Klettern und war die Reise mahr als wert. Da uns die 2. Woche, nach einer angenehm und optimal kühlen ersten, doch noch südfranzösische Temperaturen brachte, war Venasque dann allerdings nicht mehr angesagt. Die Ostwände heizen sich morgens einfach zu stark auf.

Fürs 2. Alternativangebot, die Westwände von Le Groseau über Malaucene, musste man früh aufstehen. Wieder was ganz anderes, eher glatter (Alpin-)Kalk mit sehr markanten (vielleicht nicht immer ganz 'echten') Querlöchern und schlechtem Trittangebot. Die Bewertung etwas inhomogen. Einen 7b+ konnten wir beide on sighten, was Zweifel am Grad nahelegt. Im Abschluß-7a+ - Une journee de merde - Traumtour unabhängig von Name und Nummer - dagegen, hing Urs gleich mehrfach und bei mir war das volle Engagement gefragt.

Pierre seche; toller 7b+ in Venasque

Le Groseau bei Malausene

Wieder ganz anderes Gelände und eigene Vielfalt bieten die Felsgruppen der Dentelles de Montmirail, für die es einen eigenen, durchaus ausgewachsenen Führer gibt. Wir sind hier auf der Nordseite in eher alpin anmutende Strukturen geraten. Laut Führer hat die Südseite aber auch Sektoren zu bieten, die dem Anspruch 30m gerade hoch, steil und schwer (7c und 8a im Überfluß) mehr als genügen. Unseren Besuch hat schon die Aufwärmtour gelohnt, 45m 6a+vom allerfeinsten, erst Rißverschneidung dann steile Lochkletterei, mit abschließendem Blick über die Krete auf die andere Talseite.

Yvonne in La Dalle du Banlieusard, 6a+ - fast wie im Gebirge ...

an den Dentelles de Montmirail: Urs in hammerharter 6c

ehrlich gesagt: das war das spannendste an Avignon

Das waren sie dann, unsere Kletter-Anlaufstationen, schließlich sind 2 Wochen ja auch schnell rum. Allein rund um das charmante Örtchen Buis les Baronnies, von unserem Standort auch nur 10 km entfernt, gibt es ein gutes halbes Dutzend weitere Gebiete. Soweit ich das gesehen habe, ein guter Teil davon eher für gemäßigte Grade bis 6c. Rund um Buis ist es schon richtig bergig und alpin, sicher ein tolles Revier für den engagierten Mountainbiker. Überhaupt, die ganze Gegend bietet nicht nur bezüglich der Klettergebiete enorme Vielfalt. Ideal für Familien- und Sporturlaub in allen Kombinationen und Schattierungen. Tolle Badeplätze an jeder Ecke, gemütlicher Kulturtrip nach Avignon oder Vaison la Romaine, mit dem Rennrad auf den Mont Ventoux - da findet jeder was er braucht.

in Buis les Baronnies

Sightseeing in Vaison la Romaine

Den beeindruckensten Ruhetag hatten wir in Remuzat - mal wieder - beim Geier beobachten. Wie in der Tarn sind die beeindruckenden Tiere hier in den 90ern wieder angesiedelt worden. Nur eine 1/4tel Stunde Fussweg ist es zum Gipfel des Rocher du Caire, wo man dann direkt über der großen Wand steht, in der viele Geier nisten. Die Frei-Flugshow, die man hier geboten kriegt, ist einfach der Hammer. Wir haben stundenlang zugeschaut und die Speicherkarten der Kameras waren voll.

teilweise zum Greifen nah sind die Geier am Rocher du Caire

Könner im Endanflug

Veröffentlicht in Klettern, Reisen - Klettergebiete.

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