Sommercamp Briancon
Montag 4.September, die letzte Woche unseres fünfeinhalbwöchigen Briancon-Aufenthaltes ist angebrochen. Zum 4. oder 5. Mal bin ich auf dem Weg zum Tour Termier. Mit Urs, der noch zweimal öfter hier war. Nur einmal ging's dabei ums Klettern. Sonst immer, wie heute, um die Steinböcke, die hier zu Hause sind. Nicht immer haben sie sich blicken lassen. Einmal waren sie gar nicht da und einmal haben wir nur einen Einzelgänger 'erwischt', der allerdings fotogen und recht geduldig war. Just an dem Tag, an dem wir mit Jana und Martin zum Klettern hier waren, gab's das ganze große Schauspiel. Nachdem wir uns gerade auf den Rückweg gemacht hatten, so gegen 19:00 Uhr, turnten sie in großer Zahl das Abstiegscouloire runter. Und sie waren dabei sehr lebhaft, man könnte fast sagen ausgelassen. Am Ende kamen sogar die Weibchen mit den Jungen. Nur leider hatten wir, da wir ja zum Klettern da waren, die Fotoausrüstung nicht dabei.
Heute also die letzte Hoffnung ein solches Spektakel auch noch amtlich 'festhalten' zu können. Und die Hoffnung erfüllte sich auf grandiose Weise. Wir mussten gar nicht hoch zum Col. Eine ganze Herde männlicher Tiere, unterschiedlichsten Alters hatte es sich schon direkt vorm Tour Termier bequem gemacht. Als wir ankamen, so gegen 18:00 Uhr, war noch Siesta. Aber eine halbe Stunde später kam Bewegung in die Gruppe von deutlich über 20 Tieren. Und wir waren sozusagen mittendrin, auf jeden Fall ließen sich die Steinböcke von uns nicht weiter irritieren. Die Fluchtdistanz lag sicher bei weniger als 5 m. Fotos in allen Posen und Perspektiven, vorm Termier und vor der grandiosen Kulisse der gegenüberliegenden Gletscher des Ecrin-Massivs. Das Tele konnte im Rucksack bleiben, die besten Bilder entstanden mit 50er oder 100er Festbrennweite.
Auf jeden Fall war das einer der Momente unseres Briancon-Sommers. Neben vielen tollen Klettertagen und einer sehr schönen Zeit mit vielen Freunden im Chalet Sauzade, unserem Domizil. Die Idee zu diesem Sommer und dem Angebot an Freunde aus Sektion und Kletterleben, gemeinsam und lose organisiert die tolle Gegend rund um Briancon zu erleben, kam mir schon im Vorjahr. Anfang des Jahres hab ich dann angefangen 'Werbung' zu machen. Lange Zeit war es für mich nicht klar, ob ich ausreichend Interessenten begeistern können würde, um das Projekt zu einem lohnenden zu machen. Am Ende kann man sagen, dass es super funktioniert hat, in (fast) jeder Beziehung.
Schöner Beleg hierfür ist der folgende Beitrag, den Johanna für unsere Sektionsmitteilungen geschrieben bzw. zusammengetragen hat.
Wer statt Text zu lesen, lieber Bild guckt, kann hier schon in die Galerien mit einer Auswahl aus unseren 3.00 Fotos abzweigen.
von Johanna:
Vom 02. August bis 06.September war ein Gästehaus in Pelvoux ca. 20 km von Briancon entfernt Basecamp für zahlreiche Kletter- und Bergfreunde unserer Sektion – wenn ich mich nicht verzählt habe 29. Bernd konnte als Initiator, Organisator, Hausmeister und Küchenchef Gäste von A bis fast Z (Achim bis Yvonne) beherbergen. Die Altersspanne reichte von 4 bis 70 Jahre und die Aktivitäten waren so vielfältig wie die Teilnehmer: Abhängen, Alpinklettern, Baden, Biken, Bouldern, Fotografieren, Gletscherwanderung, Klettersteig, Sightseeing, Sportklettern in den Graden 4c bis 8b+ standen auf dem Programm. Bernd und Urs sorgten während der ganzen Ferienzeit für gute Stimmung und ein immer gesundes reichhaltiges Frühstück. Das Kochen wurde von unterschiedlichen Teams in die Hand genommen, so dass an den meisten Tagen in großer Runde getafelt wurde. Zusammen mit dem fast immer schönen Wetter ein perfekter Urlaubsgenuss.
Um die Erlebnisse und Eindrücke von verschiedenen Teilnehmern wiedergeben zu können, habe ich einfach in die Runde gefragt und um ein kurzes Statement gebeten. Die Rückmeldungen in der Reihenfolge des Eingangs.
Höfi:
„Ich kann nur sagen, nach etwas anfänglicher Ernüchterung über die Toilettenspülung, wobei sich dann im nach hinein doch herausstellte, dass diese funktionstüchtig ist, war es im gesamten einer der schönsten Urlaube, die ich je mit meiner Familie und mit einer ungebundenen Gruppe aus einem Verein unternommen habe.
Das Bouldern in Ailefroide war ein Genuss vor der Kulisse der Berge und dem Wetter.
Auch der Fels und die kleine Ortschaft zum anschließenden Verweilen ebenfalls ein Genuss.
Das Klettern in den verschiedensten Felsvorkommen war für mich eine große Herausforderung.
Weiterhin fand ich es wunderschön, dass auch unsere kleinste wunderbar in die Gruppe mit aufgenommen wurde und auch sie viel Spaß hatte.
Wir konnten baden, Murmeltiere füttern, bouldern, klettern und auch natürlich Eis futtern.
Das gemeinschaftliche Frühstück sowie das abendliche Kochen war täglich ein Genuss für Herz und Seele.
Mir gegenüber waren alle Franzosen sehr freundlich und entgegen kommend, eben einmal ganz anders als von vielen behauptet wird. Die Bike -Tour mit Thomas war für mich zum Abschluss das Highlight. Ich habe schon ewig nicht mehr so eine coole und für mich aktuell eine anspruchsvolle Tour mit "alten" Freunden unternehmen können.“
Petra:
„Rumms! Plonk! (Heftiges Wasserrauschen setzt ein). Mein müdes Hirn formuliert erste Gedanken: Oh, nein! Die morgendliche Duschfraktion hat Stellung bezogen! Einmal noch drehe ich mich rum - vielleicht schlafe ich nochmal ein. Warum müssen die eigentlich verflucht nochmal alle zweimal täglich duschen? Ein halbes Stündchen könnte ich nochmal....." Ein erneutes Rumms! macht diesen Gedanken allerdings zunichte. Nächster Duscher! Grimmig drehe ich mich zum Fenster und überprüfe, ob die Sonne im grünen Laub der Blätter schon zu sehen ist. Doch ehe ich zu einem klaren Gedanken gelange, schnuppere ich Kaffeeduft und meine morgens eh immer schlechte Laune mildert sich: Egal - es wird ein guter Tag werden, denn wir sind im Land des ewigen guten Wetters, des leckeren Kaffees und der vielfältigsten Kletterfelsen und darüber hinaus angeschlossen an den weltbesten morgendlichen Rühreiservice von Bernd. Ab nun muss ich mich nur noch für das appetitlichste der Klettergebiete für den heutigen Tag entscheiden und für den richtigen Aufstrich aufs Baguette, für den Rest ist gesorgt. So ein Rundumsorglos-Kletterpaket, wie Bernd es auf die Beine gestellt hat, habe ich noch nie erlebt: Tolle Klettergebiete, spannende Gesellschaft, schöne Ecke Frankreichs. Merci beaucoup!“
Horst:
„Mit seiner Idee, einen gemeinsamen Bergurlaub mit guten Freunden und Bekannten aus dem kletterzentrum in Briacon zu verbringen, hat Bernd Leuthäusser einen Volltreffer gelandet. Als absoluter Kenner der Gegend um die Dauphiné Ost hat er ein Haus in Pelvoux gemietet und wer wollte konnte sich dort mit einmieten. Es war eine äußerst harmonische Woche im „Mehrgenerationenhaus“, denn wir zwei Oldies (Horst und Joachim „Lou“) wanderten gemütlich auf Hütten, während die Jugend in den senkrechten Wänden hing. Abends beim gemeinsamen Kochen wurden immer neue Gemüsegerichte kreiert. Bernd war immer aktiv, wenn er nicht kletterte, dann kochte er, machte Gymnastik, war auf der Slackline oder jonglierte. Beeindruckend waren die grandiosen Bilder von Steinböcken aus nächster Nähe von Urs.
Fazit: Eine wunderbare Woche im „Mehrgenerationenhaus“ bei Bernd, Urs und Yvonne.“
Christian:
„Ein toller Aufenthalt in Briancon: Das Chalet war perfekt und die Stimmung sehr gelöst und frei. Jeden Abend wurde toll aufgekocht, und so gut wie jeder half irgendwie mit, sodass es ein sehr angenehmes Zusammensein war. Es war cool mit einer so motivierten Sportlergruppe zwischen 17 und 70 Urlaub zu machen. Ich hatte viele tolle Begegnungen und es war klasse mit alten Freunden Urlaub zu machen und neue kennenzulernen. So eine Fahrt macht dem DAV Coburg so schnell keine Sektion nach. Vielen Dank auch an Bernd für das Organisieren der Unterkunft und das Guiden in Sachen Felsauswahl! Gerne wieder!“
Sofie:
„Bernd hat mit seinem Sommercamp die familiäre Atmosphäre unseres Coburger Alpenvereins einfach mal mit nach Frankreich in den Urlaub genommen. Ob jung oder alt, ambitioniert oder gemütlich – alle haben ihren Teil dazu beigetragen, die Zeit mit schönen und witzigen Momenten, neuen Erfahrungen und raffinierten Gerichten zu füllen.“
Falls ihr jetzt etwas neidisch geworden seid, dann zögert nicht, wenn es noch mal so ein Angebot gibt.
Jetzt erst mal vielen Dank an Urs, der uns sicher noch mit vielen guten Fotos erfreuen wird, und Bernd - aber auch an Yvonne, die in Coburg die Stellung gehalten hat und mehrere Wochen auf ihre Männer verzichten musste.