Toller BoulderCUP 2016 mit vielen starken Gästen und dominanter Jugend
Ganz zufrieden ist man als 'Erfinder' und Organisator mit einem Event wie dem BoulderCUP natürlich nie. Die eigenen Unzulänglichkeiten, wie falsche Jahreszahl auf den Kinderurkunden oder kleine Formfehler bei der Auswertung ärgern, dann steckt einem die Woche vielschichtige Vorbereitung mit viel Aufwand, aufreibenden Kleinigkeiten und diversen Stolperstellen noch in den Knochen und man grübelt, wie man hätte den ein oder anderen zu leichten oder zu schweren Boulder erkennen können.
Aber ich muss sagen, diesmal hat sich, nach dem Herrenfinale am Samstagabend bei mir doch ein sehr gutes Gefühl durchgesetzt. Da haben die von Markus Härtl und Johannes Kielmann professionell geschraubten Boulder punktgenau zum Teilnehmerfeld gepasst, der Ablauf hat funktioniert, der Sound vom, in letzter Sekunde per Zufall entdeckten, DJ Hartwig Hogrebe war perfekt, es waren Zuschauer da und die Stimmung war richtig gut. So ähnlich hatte ich mir das vorgestellt. Da hat man dann das Gefühl, die vielen Stunden ehrenamtlicher Einsatz, von ganz vielen, ganz unterschiedlichen Leuten aus dem Verein, hat sich echt gelohnt.
Spektakuläres Bouldern mit vollem Einsatz und Spannung bis zum letzten Zug beim Kampf um die Plätze 2 bis 5 hat uns das Herrenfinale geboten. Und die Lokalmatadoren Max, Lars und Jan hatten daran den Löwenanteil. So ungewöhnlich wie spannungsfördernd: Jeder kam mit einem anderen Finalboulder besonders gut zurecht. Jan topt Boulder 1 in 5 und Max Boulder 3 in 2 Versuchen. Lars scheitert im 2. Versuch am letzten Zug in Boulder 4. Ein Top in diesem Moment hätte ihn, aufgrund einer mehr erreichten Zone in Boulder 2, auf Platz 2 gebracht. Am Ende setzten sich die Gäste durch. Simon Weißer (15) vom DAV Aischtal (Höchstadt) ganz knapp vor den Coburgern auf Platz 2 und ganz oben auf dem Podest souverän mit 3 Tops, der Vorjahreszweite Guillermo Urzua (16) aus Bamberg.
Bei den Damen hatte es keine Coburgerin ins Finale geschafft. Steffi und Verena belegten die Nach-Finalplätze, aber mit 3 Punkten Abstand, was bei unserem Punktemodus doch einiges ist. In Abwesenheit von Sofie, die sich fürs Hardmove-Finale in Wuppertal qualifiziert hatte, und ohne einige andere starke Gäste-Damen, die in den Vorjahren dabei waren, war das Damenfinale zwar immer noch toll besetzt, aber irgendwie zur Jugend- bzw. Kinderkonkurrenz mutiert. Ich habe da von einigen Seiten - durchaus gut gemeinte - Kritik gehört und auch ein bisschen verstanden. Nur, die Kids nicht bei den Großen mitmachen zu lassen, weil sie besser sind? Wäre ja auch irgendwie komisch. Es ist ja beim Klettern nicht so, dass 12-Jährige bevorzugt wären, gegenüber 22-Jährigen.
Na ja, auf jeden Fall waren diesmal die Kids vorne. Und das obwohl sich 4 von 7 Finalteilnehmerinnen ja schon am Vormittag durch den Kinder- bzw. Jugendwettkampf gebouldert hatten. Sie waren also von 9 bis 18:30 im Dauereinsatz - Hut ab. Die spätere Siegerin hat sich zur Siegerehrung bei den 10- bis 12-Jährigen nicht mal die Kletterschuhe ausgezogen. (Als Trainer hätt ich's verlangt)
Leider ist uns die Boulderabstimmung fürs Damenfinale nicht so gut geglückt wie später bei den Herren. Boulder 1 und 3 waren etwas zu leicht und wurden von den meisten (zu) schnell getopt. Gut, dass die anderen beiden Boulder für Differenzierung und am Ende für ein eindeutiges Ergebnis gesorgt haben. Leonie Muth (11), Übertalent aus Würzburg (trainiert aktuell in Erlangen) und schon im Vorjahr im Damenfinale dabei, lies mit 4 souveränen Tops in nur 5 Versuchen keinerlei Zweifel in der Frage nach der Siegerin aufkommen. Knapp dahinter Hannah Troidl (16) aus Regensburg, die 3 Boulder knacken konnte und das Publikum dabei mit ihrem sensationell eleganten Kletterstil beeindruckte. Dahinter die Punktbeste aus der Hauptrunde Janina Reichstein (16) aus Nürnberg und Luzie Walcher aus Fulda.
Insgesamt hatten sich 50 Herren und 29 Damen an die, an den beiden Vortagen neu geschraubten, Boulderaufgaben gewagt. Von den 79 Teilnehmern waren 49 Gäste. Schön, dass viele Gäste sagen, dass unser Event inzwischen fester Bestandteil des Jahreskalenders ist und sie wiederkommen wollen. Auch schön, dass es wieder viel Lob gab, für die Qualität der Boulder und das Gesamtevent, inklusive Pizza-Versorgung durch das Da Stefania Team.
Weniger schön, dass sich doch recht wenige Coburger ins Geschehen wagen. Wenn ich mal Jugendleiter und Jugendliche aus der Fördergruppe abziehe, bleiben da vielleicht 10. Schade, auch weil wir gerade für Einsteiger die ersten 10 Boulder wirklich im machbaren Bereich halten. Gut, dass es auch rühmliche Ausnahmen gibt. Zum Beispiel den Grossi, engagierter Kletter-Späteinsteiger, der 37 Punkte machte, also deutlich mehr als 10 Boulder knackte und viel Spaß hatte. Oder andere Boulder-Neueinsteiger, wie Christian Schunk mit 47 und Olaf Schön mit 41 Punkten. Vielleicht lassen sich ja beim nächsten Mal ein paar Alteingesessene auch wieder motivieren.
Keine Sorgen über zu wenig Teilnehmer - weder aus Coburg, noch von auswärts - müssen wir uns bei den Kindern machen. Als ich am Mittwoch schon deutlich über 100 online-Anmeldungen hatte, war mir doch etwas mulmig. Am Ende waren es dann 117 Starter, aufgeteilt in drei Altersklassen: bis 9, 10 bis 12 und 13 bis 15 Jahre, jeweils Jungs und Mädels.
Um die Stau-Probleme des Vorjahres zu vermeiden, habe ich mir diesmal viel Gedanken über die räumliche Planung der Boulder gemacht und 36 verschiedene Aufgaben (allein das Schilder-Hinkleben dauert Stunden) über die fürs Bouldern umgerüstete Halle und die Boulderräume verteilt. Völlig zu vermeiden sind Überschneidungen natürlich trotzdem nicht, aber es ist gelungen die ganz großen Engpässe zu vermeiden und es gab beim Abpfiff der Hauptrunde um Viertel nach 11 keine Klagen.
Das Jugendleiterteam - wie gewohnt - in beeindruckender Stärke aufgelaufen, hat an 24 Bouldern geschiedsrichtert und daneben noch die Kids aus den eigenen Gruppen betreut. Bemerkenswert: Keine einzige Beschwerde. Das ist bei den vielen ehrgeizigen Eltern nicht immer selbstverständlich und spricht dafür, dass wir es drauf haben.
Die Boulderauswahl für die Kids war weitgehend gelungen. Leider war eine Modusänderung, die ich mir erst am Vortag überlegt hatte, um angesichts des Ansturms, die Anzahl der zu kletternden Bouldern von 12 auf 9 zu reduzieren, nicht ganz zu Ende gedacht. Das Punkteplus für die schwereren Boulder hätte größer sein müssen. Das hat, zusätzlich zu einer insgesamt etwas zu leichten Boulderauswahl, dazu beigetragen, dass es in einigen Altersklassen nach der Hauptrunde viel Punktgleiche gab. Bei den Mädels 13 bis 15 lagen gleich 6 mit 31 Punkten gleichauf. Gott sei Dank nur 6, also normales Finale. Bei den Jungs kamen 10 Finalteilnehmer raus.
Bei den größeren Kids waren denn auch die Finals etwas zu leicht. Trotzdem hat die Anzahl der Versuche zu einem gut differenzierten Ergebnis geführt. Zwei erste Plätze gab es nur bei den 10- bis 12-jährigen Mädels. Die schon erwähnte Leonie und Sina (aus Lauf) hatten die 4 Finalboulder nach 10 Minuten erledigt. Ich hab sie dann noch in ein Stechen gequält, das - ohne Weiterzuführen - sicher anstrengend für die beiden war. Sie sind beide nicht hochgekommen und wir haben uns auf Unentschieden geeinigt. Nur knapp hinter den beiden Kathi, wie gewohnt stark und engagiert, mit nur einem Versuch mehr für die 4 Boulder.
Nur in einer der 6 Konkurrenzen konnte unser Nachwuchs den Sieg fest halten. Bei den Mädels bis 9 Jahre setzte sich - durchaus etwas überraschend - Martha Welsch durch. Sie konnte den 3. und am Ende entscheidenden Finalboulder knacken, mit dem die anderen starken Mädels, Jetta Hogrebe und Lina Bayoudia aus Frankfurt, nicht klar kamen.
Insgesamt kann man sehr zufrieden sein, mit dem Auftritt unseres Nachwuchses. Soweit ich gesehen hab, waren die allermeisten aus den Fördergruppen dabei, was wir auch erwarten müssen (dürfen) und sind sehr engagiert gebouldert. Aber auch eine ganze Reihe Kids aus den anderen Gruppen, haben tolle Leistungen gezeigt und es in die Finals geschafft. Bestätigung für die gute Arbeit, die in allen Gruppen gemacht wird. Und: Da könnte an der ein oder anderen Stelle durchaus über mehr Einsatz ins Klettern nachgedacht werden. Einige Gespräche laufen auch schon.
Ich denke, es war ein toller Tag. Auch die anschließende Party hat funktioniert, zahlreiche Gäste sind nach Siegerehrung und Finale noch sitzen geblieben, haben mit uns den Hardmoves-Livestream geguckt oder einfach nur noch ein bisschen gefachsimpelt. Und genau wegen diesem Sitzenbleiben werden wir uns auch in Zukunft das Angebot 'Freibier' gestatten, auch wenn einige Erbsenzähler das nicht gut finden. Schließlich haben wir es mit erwachsenen Menschen zu tun.
Bleibt mein großer Dank an die vielen Mitstreiter. Vom Rausschrauben am Montagabend bis zum Wiederherstellen der Routen in der Halle am Sonntagmorgen - alles funktioniert nur, weil so viele mitmachen. Toll.